Nachgefragt – das große SVR-Trainerinterview

sven-surgand-003Nach Ablauf der Vorrunde stellte sich Reutes Trainer Sven Sürgand einem großen Interview und gab der Redaktion des Sportplatzkurier ein erstes Zwischenfazit nach einem halben Jahr Amtszeit. Der Sportplatzkurier wird seit dem Jahre 1979 zu allen Heimspielen der Aktiven kostenlos aufgelegt und informiert ausführlich rundum um den Spielbetrieb und das aktuelle Vereinsgeschehen des SV Reute. Für Werbepartner eine interessante Plattform, mehr Infos gibt’s unter sportplatzkurier@sv-reute.de.

Sportplatzkurier: Für viele Außenstehende war die Entscheidung für eine interne Trainerlösung eventuell überraschend. Für Dich selber auch? Musstest Du lange über das Angebot “Deines” Vereines nachdenken?

Sürgand: Wenn ich ehrlich bin, war ich schon etwas überrascht. Nach der ersten Gänsehaut überwog dann aber die Freude darüber, dass man mir dieses Amt zutraut und anbietet. Und so konnte ich auch gleich im ersten Gespräch mit dem/den Verantwortlichen spüren, dass das komplette Vertrauen in mich vorhanden ist und man von mir überzeugt ist. Meine Erwartungen der sportlichen Rahmenbedingungen, sowie die Erfüllung meiner Vorstellungen zum weiteren Trainer- und Betreuerstab wurden mir ebenso schon bei unserem ersten Austausch zugesichert. Natürlich konnte ich keine Zusage ohne Rücksprache mit meiner Familie geben. Aber auch hier bekam ich gleich die volle Unterstützung und den nötigen Rückhalt gegeben. Ohne diese Voraussetzung hätte ich die Herausforderung natürlich nicht annehmen können. Letztlich suchte ich aber noch eine Meinung von einem engen Freund, der mir sagte: „Wenn einer, dann Du“! – Das war für mich dann noch das letzte Tüpfelchen auf dem „i“.

Sportplatzkurier: Seit Deinem Eintritt beim SV Reute hast Du schon viele Posten bekleidet und vor allem im Jugendbereich viele Altersstufen erfolgreich als Trainer bzw. Jugendkoordinator begleitet. Einen Großteil des aktuellen Kaders kennst Du ja bereits ziemlich gut aus der Juniorenzeit. Vorteil- oder Nachteil ? Gab es bislang Autoritätsprobleme?

Sürgand: Kurioserweise ist mein jetziger sportlicher „Chef“ einer meiner ersten Jugendspieler vom SV Reute gewesen. Damals war ich noch Trainer beim SV Haisterkirch und wir hatten eine SGM mit dem SV Reute. Möchte jetzt nicht aus dem Nähkästchen plaudern, aber er war damals nicht einfach zu handhaben. Nach meinem Wechsel zum SV Reute übernahm ich 2002 die B-Junioren. Stefan Grünke und Betreuer Marius Nann sind noch die letzten Übriggebliebenen. Der Rest ist in die Ferne verzogen oder hat die Schuhe leider schon an den berühmten Nagel gehängt. Von den 94/95er dagegen sind noch etliche im aktuellen Kader unserer aktiven Mannschaften. Ein großer Schwung ehemaliger Schützlinge von mir spielt aktuell erfolgreich bei den B- und A-Junioren und stößt in 2-3 Jahren zu unseren Aktiven. Wer unsere Jugendspiele in diesen Klassen verfolgt, der weiß, dass wir uns auf diese Jungs heute schon freuen dürfen. sv-reute-tsv-berg-iii-022
Eure Frage ob Spieler einen Vor- oder Nachteil genießen, weil ich sie mal in einer Jugendmannschaft trainiert habe, kann ich definitiv verneinen. Ich bin überzeugt davon, dass ich ein fairer Trainertyp bin und niemanden bevorzuge oder abstoße. Eine meiner ersten Aufgaben zum Vorbereitungsstart war, die Karten für alle Spieler komplett neu zu mischen. Natürlich blieb ein gewisses Gerüst der ersten Mannschaft bestehen. Es haben sich aber einige Spieler durch Fleiß und Einsatz in den erweiterten Kader gespielt. Wir sind froh, den Luxus zu genießen, dass wir eine breite Palette an Spielern haben, die Sperren, Verletzungen oder Urlaube adäquat ersetzen können. Da wir einen Kader über 35 Spielern haben, können wir uns auch bei der zweiten Mannschaft ab und an erlauben, aufgrund Trainingsleistung Spieler pausieren zu lassen. Daher unsere Prämisse: „Möchte jemand kicken – muss er etwas dafür tun“. Jeder hat die Chance, sich zweimal in der Woche für unsere Kader zu empfehlen. Als es bekannt wurde, dass ich Trainer werde, gab es ein paar Außenstehenden, die mir fehlende Autorität prognostizieren – unter anderem weil ich bis vor drei Jahren mit fast allen noch selbst kickte. Genau diese Leute sind es heute, die dir aber nach einem Sieg als erstes auf die Schulter klopfen. Mit vollen Hosen die Aufgabe anzugehen, wäre auch der falsche Weg gewesen. Ein paar Einheiten waren es dann schon, bis ich komplett angekommen bin. Meine Jungs arbeiten fleißig und gewillt und setzen im Training das um, was ich von ihnen verlange. Und wenn es erforderlich ist, kann ich auch mal lauter und unangenehmer werden. Für Ideen, Verbesserungen aber auch Kritik habe ich für alle stets ein offenes Ohr und freu mich wenn Spieler damit auf mich zukommen. Das gehört zur Basis für eine gute Zusammenarbeit.

Sportplatzkurier: Aktivenerfahrung konntest Du ja bereits als “Feuerwehrmann” bei der Zweiten sammeln. Seit Juli stehst Du erstmals komplett in der Verantwortung, musstest die Vorbereitung organisieren und eine sieglose Durststrecke durchleben.
Beschreibe die erlebnisreiche Zeit mal, bist Du zufrieden mit dem Vorrundenverlauf?

Sürgand: Verantwortung hast du als (Fußball)-Trainer ja überall. Hier spielt es keine Rolle ob Du eine Bambini-Mannschaft oder ein aktives Team trainierst. Nur der Fokus liegt anders. Das Pflichtbewusstsein im unteren Jugendbereich sehe ich sogar weitaus größer als bei Erwachsenen. Sind Tore gesichert, passt die Trainingsdosierung, wurden Trinkpausen eingehalten, friert ein Kind oder ist es stehend k.o., ist es nach dem Training gut heimgekommen…. Beispiel. Eine Mutter hatte letztes Jahr 45 Minuten nach dem Training ihr Kind gesucht. Da gehen dir als Trainer zunächst unzählige Gedanken durch den Kopf. Zum Glück hatte der Junge nur Abkühlung am Dorfbrunnen gesucht…
2006/2007 war ich ja schon mal zusammen mit Stephan Waiblinger Trainer der Zweiten und konnte da bereits den Unterschied zwischen Aktiven und Jugendspielern feststellen. Da ich ja auch schon A-Junioren trainierte, war der Sprung letzten Herbst zur Zweiten für mich nicht besonders groß. Anders war der Step zur Ersten. Der Schwerpunkt und der Druck sind hier zweifellos nicht zu vergleichen. Ich habe mich aber bewusst der Herausforderung gestellt und bin überzeugt, dass ich gut in diese Aufgabe hineingewachsen bin.
Da ich relativ spontan zu dem Job gekommen bin, war es natürlich eine Mammutaufgabe binnen weniger Wochen eine Vorbereitung zu planen. Viele Vereine hatten Ihre Weichen bereits gestellt, dennoch haben wir alles so hinbekommen, wie wir es uns vorgestellt haben. Hierzu darf ich aber auch mal meinen Co-Trainer Heiko Leippert, sowie auch das ganze Betreuerteam um mich herum erwähnen. Die Truppe um Josef Lorinser, Christoph Pahn, Manuel Pfender und Marius Nann sowie unser Torspielertrainer Christan Spieler leistet viel Arbeit, die Außenstehende so gar nicht sehen können.
Zu Beginn der Vorbereitung war ich zunächst etwas geschockt, dass einige Spieler größere Defizite in Ihrer konditionellen Grundlage hatten. Daher lag das Hauptaugenmerk in vielen Einheiten darin diese Verluste aufzuholen. Mit viel Schweiß und Akribie haben aber alle durchweg voll mitgezogen und sich dahingehend auch enorm verbessert. … und mit dem Wort „Schleifer“, welches öfters mal gefallen ist, kann ich eigentlich ganz gut leben. Die Situation von 6 sieglosen Spielen war für alle nicht einfach. Wir sind eigentlich überragend in die Saison gestartet und konnten für uns enorm wichtige Ausfälle wie Florian Pahn, Timo Schüle, Stefan Grünke später dann Markus Fischbach und Manne Miller gut auffangen. Die vorher genannten Spiele warfen uns dann etwas aus der Bahn. Hätten wir uns dann im Derby gegen Bergatreute etwas cleverer angestellt, hätte keiner von einer Krise gesprochen. Auch wenn die Spiele gegen den SV Baindt und den SV Wolfegg auf dem Papier klar ausgegangen sind. Gegen diese beiden Spitzenteams haben wir uns am besten verkauft. Es gibt eben leider nun mal solche Spiele, da machst du verdammt viel richtig und wirst nicht belohnt. Machst Du aber einen hauchdünnen Fehler, wirst Du brutal dafür bestraft. Da gehören diese zwei Spiele sicher dazu. Zum Glück haben wir aber dann mit einer überragenden Mannschaftsleistung gegen SV Fronhofen wieder in die Spur gefunden und wurden endlich für unseren Aufwand belohnt. Nach diesem Spiel haben wir uns fest vorgenommen, bis zum Vorrundenende eine Serie zu starten um uns tabellarisch in ruhigeres Gewässer zu spielen. Im spannenden Derby gegen den FV Molpertshaus mussten wir jedoch erneut mit leeren Händen vom Platz gehen, was aber gegen solch einen Gegner keine Schande ist. An dieser Stelle darf man auch mal Peter Kilian und Raimund Biber allergrößten Respekt zollen. Was die aus ihrer Truppe herausholen ist überragend, und das beste Beispiel dafür, was mit Kameradschaft und Zusammenhalt in unteren Klassen möglich ist. Auch wenn vielleicht die eine oder andere Überraschung dabei war – die stehen völlig zu Recht da oben.
Der Sieg beim TSB Ravensburg war für uns Pflicht. Diese Punkte wollten wir gegen SV Vogt mit einem weiteren Sieg vergolden. Es ist bitter, aber leider haben wir es nach einer starken Anfangsphase und einer verdienten Führung erneut nicht geschafft einen Folgesieg einzufahren. sv-reute-tsv-berg-iii-004
Nach dem Vogt Spiel muss man nüchtern betrachtet sagen, können wir mit dem Verlauf der Vorrunde nicht zufrieden sein. Wir sind hinter unseren eigenen Erwartungen und uns fehlen schlichtweg 5-6 Punkte die wir gerne mehr auf dem Konto hätten und auch haben könnten. Leider standen wir uns in manchen Spielen zu oft selbst im Weg, stellten uns unklug an oder brachen nach Rückschlägen radikal ein – jüngstes Beispiel Vogt. In solchen Spielen müssen wir viel mehr als ein Team auftreten, mannschaftlicher Denken und Handeln sowie bereit zu sein, auch mal Dreck zu fressen. Hier sind wir noch sehr weit entfernt und ich appelliere stets an ein Zitat von Fritz Walter: „Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den anderen zu geben!“

Sportplatzkurier: Vor großer Zuschauerkulisse musst Du nun Deinen Mann stehen und hast bestimmt auch schon die ein oder andere Kritik einstecken müssen Wie lautet Dein Fazit nach der Vorrunde? Hattest Du schlaflose Nächte nach den teils empfindlichen und herben Niederlagen wie z.B. gegen Baienfurt und Weingarten?

Sürgand: Selbstverständlich musste auch ich schon Kritik einstecken – mit Sicherheit auch teils berechtigt. Das war mir aber schon von Beginn an bewusst. Wenn es mal nicht so läuft, wie wir und unsere Fans es gerne hätten, kann schnell Gegenwind aufkommen. Leicht ungewohnt war es dennoch, da ich aus der jüngsten Vergangenheit mit Meisterschaften bei den C- und E-Junioren eher „Schulterklopf-Jahre“ genießen durfte. Es ist doch aber auch vollkommen legitim, wenn unsere Zuschauer ihren Unmut nach Spielen wie gegen Baienfurt, Weingarten oder jüngst Vogt äußern, das ist Ihr gutes Recht und gehört dazu. Für mich ist das ein laufender Lernprozess, der mich stets begleiten wird. Am härtesten gehe ich jedoch mit mir selber ins Gericht und suche nach Gründen für Niederlagen und dürftige Spiele. Das kann dann auch mal nachts sein, dann ist es eben um 3 oder 4 Uhr vorbei mit dem Schlaf und ich grüble. Ich kann auch versichern, dass meine Spieler nach solchen Sonntagen mächtig Selbstkritik üben und dementsprechend enttäuscht aber auch launisch sein können. Das sind dann die Momente wo man sich im Sportheim bei einem Bier zum Vieraugengespräch zurückzieht, um den Spieler wieder aufzubauen und ihm den Kopf frei zu machen.
Kritik von außen in Richtung meiner Spieler versuche ich so gut es geht abzufangen. Dennoch dringt die eine oder andere Randbemerkung bis auf den Platz durch, für die mir leider oft jegliches Verständnis fehlt. Hier muss ich sicher noch lernen ruhiger zu werden und in manchen Phasen einfach auf Durchzug zu schalten. Wenn ich aber miterleben muss, dass ein 18-Jähriger während des Spiels gegen Baienfurt von außen lautstark wie die Sau durchs Dorf getrieben wird, werde ich ausgesprochen sauer und da kann es auch mal vorkommen, dass eine entsprechende Antwort von mir kommt. Dass solche Aktionen für Leistung und Selbstvertrauen eines jungen Spielers nicht förderlich sind und noch mehr verunsichern, darüber brauchen wir wohl kaum zu diskutieren. Meinungsäußerungen und Kritik gehören dazu, solange sie konstruktiv sind, sachlich bleiben und nicht etwa beleidigend werden.

Sportplatzkurier: Die Anzahl der Direktabsteiger liegt heuer aufgrund der Reduzierung auf die Normstaffelgröße auf 14 Mannschaften sowie dem drohenden Abstieg von Mannschaften aus der Bezirksliga in unsere Staffel im extremsten Fall bei vier Vereinen, somit ist die halbe Liga vom Abstiegskampf betroffen. Bist Du für die Rückrunde zuversichtlich, welches ist Dein mittelfristiges Ziel als Trainer des SVR? Was tust Du für Deine Trainerweiterbildung?

Sürgand: Wir dürfen uns durch die aktuelle Tabellensituation in der Bezirksstaffel nicht verrückt machen lassen. Ich bin auch absolut sicher, dass zumindest Haisterkirch die Kurve noch bekommt und am Ende im Mittelfeld landen wird. Beeinflussen können wir das Geschehen sowieso nicht. Wir tun gut daran, wenn wir auf uns schauen und unsere Hausaufgaben machen.
Seien wir doch mal ehrlich: Die Kreisliga A ist heuer so gut bestückt wie seit vielen Jahren nicht mehr. Wenn man sieht, welch Qualität sich andere Vereine geangelt haben – da können wir aktuell noch nicht mithalten. Wir müssen die Kirche aber auch mal im Dorf lassen und schauen wo wir die letzten Jahre herkommen sind. 2012 und 2013 standen wir in der Tabelle noch auf Platz 2 und 3, im Anschluss fand ein Umbruch statt und wir haben u.a. mit Christian Spieler, Thomas Müller, Alexander Braun, Manuel Lutz, Florian Holzner und Daniel Steinhauser Erfahrung und Qualität verloren, die man nicht von heute auf morgen ersetzen kann.In den letzten drei Jahren wurden wir 8. (von 14), 11. (von 15) und jüngst 7. (von 13).
Wir haben uns einen Plan für 3 Jahren gesetzt um zu den Oberen aufzuschließen. Wichtig ist für uns, dass wir langfristig unsere Säulen im Team halten, uns nicht sehr verändern müssen und dadurch noch enger zusammenwachen. Aktuell haben wir – das Team und ich – unsere Schnupperphase hinter uns, befinden uns aber immer noch auf einer der ersten Stufen unseres Prozesses. Meine Jungs müssen jetzt lernen den jugendlichen Mantel abstreifen und langsam zu Typen werden wie es z.B. ein Thomas Müller war. Der hat sich unmittelbar nach dem Spiel eine Marlboro angezündet und ein Pils aufgemacht (natürlich aus dem Blickfeld von Jugendspielern und Zuschauern). Davor hat er sich aber 90 Minuten für die Mannschaft und den SV Reute den Arsch aufgerissen und Gras gefressen. Ich erwarte jetzt nicht von meinen Spielern, dass sie nach dem Spiel das gleiche Ritual pflegen, aber dass jeder auf und neben dem Platz noch mehr (Eigen-) Verantwortung übernimmt. In unserer Truppe haben wir Spielertypen die durchaus Führungsqualitäten haben, jedoch noch nicht helfend rüberbringen. Ich brauche keine 11, aber 2-3 Leader wo zeitnah in diese Rolle wachsen würden uns gut tun. Aus manchen Spielen in der Vorrunde haben wir sicher unsere Lehren gezogen und werden uns entsprechend verbessern. Daher bin ich für die Rückrunde sehr zuversichtlich und wir werden mit Geduld und Spucke die Punkte holen, die notwendig sind. Wir werden künftig sicher auch keine Eulen nach Athen tragen, aber wir müssen lernen unsere Stärken noch mehr zu stärken und unsere Schwächen weitestgehend aus dem Spiel nehmen. In der Vorrunde haben viele Konzentrations- und Leichtsinnsfehler zu unnötigen Gegentoren sowie Punktverlusten geführt. Hier haben wir auf jeden Fall noch genug Luft nach oben! Auch mein persönlich gestecktes Ziel – den Platz aus dem Vorjahr zu bestätigen – werden wir, bei allem Respekt vor der Konkurrenz, erreichen. An dieser Stelle muss ich auch mal die Spieler loben. Seit Saisonbeginn haben wir 47 Trainingseinheiten (ohne Vorbereitungsspiele) absolviert. Der Durchschnitt im erweiterten Kader der Ersten liegt – trotz Urlaub und unter Berücksichtigung unserer Studenten – bei 39 Einheiten pro Spieler! An der Trainingsmoral und am Ehrgeiz kann es also nicht liegen, dass wir etwas unseren Ansprüchen und Zielen hinterherhinken. TSV Berg III - SV Reute (013)
Stichwort Weiterbildung. 1994 habe ich in Ruit meinen Jugendtrainerschein erworben. Da ich aber 2006 keine Auffrischung gemacht habe, ist dieser nicht mehr gültig. Aktuell arbeite ich an der Lizenz und war erst kürzlich wieder für vier Tage in Wangen. Wenn es terminlich passt, werde ich zu Beginn der Rückrunde die Prüfung ablegen und hoffentlich bestehen. Letzte Woche habe ich im Lehrgang die prozentuelle Quote der Kreisliga A Trainer (WFV Ebene) erfahren und diese ist erschreckend niedrig, da gehört man als lizensierter Trainer schon fast zu den Ausnahmen. Ansonsten nehme ich alle dezentralen Schulungen in der Gegend mit, die sich für mich anbieten und auch für mich interessant sind. Zudem lese mich fleißig durch Unmengen von Sach- und Fachbüchern. Auch wenn ich nie ein sonderlich guter Kicker war, durfte ich in meiner aktiven Zeit von überragenden Trainern profitieren. Ob es Rainer Steck, Bernd Fähnrich oder auch Harry Lutz waren – jeder war anders und auf seine Weise ganz besonders. Die Erfahrungen durch solche kompetente Personen sind unbezahlbar.

Sportplatzkurier: Trotz teilweise Schmuddelwetter und mittelprächtigen Ergebnissen war die Zuschauerresonanz bei Heim- und Auswärtsspielen absolut überdurchschnittlich und Reute nimmt hier ligaweit eine Spitzenstellung ein. Spornt Dich der tolle Zuschauerzuspruch an oder nimmst Du während den 90 Minuten die Kulisse vor lauter Anspannung und Konzentration gar nicht wahr?

Sürgand: Unsere Zuschauer – versteht mich nicht falsch – „spinnen“! Es ist echt überragend wie wir – auch wenn es mal nicht so gut läuft – unterstützt werden! Wir spielen auswärts xy und unsere Fans kommen mit Kind und Kegel zum Zuschauen. Ab und an ist mir das fast unangenehm, wenn wir auswärts dreimal so viel Zuschauer wie die Heimmannschaft haben. Ihre Begeisterung geben uns natürlich Rückenwind und sind am Ende für den ein oder anderen Punkt den wir mehr auf dem Konto haben ausschlaggebend.
Auf dieser Ebene sind wir auf jeden Fall schon mindestens bezirksligatauglich und so möchte ich an dieser Stelle einfach mal im Namen des ganzen Teams DANKE an unsere großartigen Unterstützer sagen!
Wer mich kennt, der weiß ich liebe und lebe den Fußball. In dieser Rolle dabei zu sein ist schön und am meisten genieße ich es natürlich bei den Heimspielen. Die 50 Meter Aschenbahn bis zur Mittellinie sind sehr kribbelig. Die vielen Glückwünsche für das Spiel saugt man regelrecht auf und ich versuche so viel davon wie möglich auf die Spieler zu projizieren, um noch ein paar weitere Prozente rauszukitzeln. Auch wenn es natürlich leider nicht immer gelingt . Auch die Glückwünsche vor oder nach einem Spiel per Handy sind enorm. Das hätte ich anfangs nicht gedacht!

Sportplatzkurier: Nach dem heutigen Heimspiel gegen Berg geht’s für den SVR vorzeitig in die wohlverdiente Winterpause. Hast Du bereits aufkommende Panikattacken wegen drohender Langeweile? Hast Du neben dem Fußball eigentlich noch andere Hobbies?

Sürgand: Panikattacken? Sicher nicht. Ich werde jetzt erst einmal für eine Woche die Sonne auf Teneriffa genießen und abschalten. Meine Kameraden von der AH sind ja harte Hunde und trainieren das ganze Jahr über bei Wind und Wetter – da werde ich die nächsten Wochen öfters mal wieder vorbeischauen. Bis dahin werde ich mich meinem zweiten Hobby widmen – dem Joggen. Ich muss ja schließlich Ende Januar fit sein, wenn wir unsere Runden um den Stadtsee ziehen…

Sportplatzkurier: Kommen wir zum Ende. Was macht den SV Reute für dich so besonders und unterscheidet diesen von anderen Vereinen?

Sürgand: Da muss ich nicht lange überlegen und weiche jetzt mal total von den Aktiven ab. Für mich ganz klar unsere Jugendarbeit. Hier sind wir absolut professionell aufgestellt. Von den Koordinatoren, über die Jugendtrainer bis hin zu den Eltern! Diese Zeit vermisse ich auch etwas – aber ich bin ja zum Glück nicht aus der Welt und verfolge so viele Jugendspiele wie es geht.
Nur als Beispiel: Schaut Euch mal unsere Bambinis an. Da sind bei herbstlichen Temperaturen über 50 Kinder, 8-10 Trainer und unzählige Eltern auf dem Sportplatz. Das ist einfach nur geil! Weiter über die F- bis hin zu den D-Junioren. Überall haben wir 2-3 gemeldete Teams, dazu die unproblematische Kooperation unserer C- B- und A-Junioren mit dem FV Bad Waldsee. Der Kinder- und Jugendfußball ist unser „Vereinsschatz“ – den müssen wir hegen und pflegen, damit wir später die Früchte ernten werden, deren Samen wir heute schon sähen.

Sportplatzkurier: Wir danken Dir für Deine Worte und wünschen Deiner Familie und Dir schon jetzt eine besinnliche Adventszeit sowie frohe Weihnachtsfeiertage.

Sürgand: Danke gleichfalls. Auch ich wünsche allen, die zu unserer großen Vereinsfamilie gehören, eine frohe Adventszeit, ein besinnliches Fest und einen guten und gesunden Start ins neue Jahr!
Letztlich möchte ich noch einen ganz persönlichen Gruß an einen bestimmten Jugendspieler vom SV Reute richten: Meinen größten Kritiker, aber auch mein größter Fan und Unterstützer. Du bist klasse Kleiner, danke!

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