Nachgefragt – das Trainerinterview nach der ersten Saison

Die Vorbereitung auf die Saison 2017/2018 wirft bereits deutlich ihre Schatten voraus, ab 12.Juli bittet Trainer Sven Sürgand zusammen mit Co-Trainer Hardi Kreutzberg seine Mannen wieder auf den Trainingsplatz. Der Sportplatzkurier des SV Reute hat sich mit dem SVR-Trainer nach seiner ersten Saison im Aktivenbereich unterhalten.

Sportplatzkurier: Der SV Reute hat in der Rückrunde der Saison 2016/2017 eine klare Leistungssteigerung an den Tag gelegt und nach einer Siegesserie schnell alle Ängste um den Klassenerhalt beseitigt. Die Defensive war stabiler, die Trefferquote konnte im Vergleich zur Vorsaison verdoppelt werden. Bist Du mit der Entwicklung der Mannschaft und der abgelaufenen Saison zufrieden, wo siehst Du noch Steigerungspotential?

Sürgand: Mit der Vorrunde waren wir alle nicht zufrieden. Wir hatten 6 Spiele in Folge, in denen wir nicht gewinnen konnten und der Abstand nach unten war auf Grund dessen sehr dünn. In vielen Spielen war es immer derselbe Ablauf. Vor dem gegnerischen Tor fehlten uns oft Kaltschnäuzigkeit und vielleicht auch ab und an das Quäntchen Glück um in Führung zu gehen. Aus dem Nichts kassierten wir dann ein Gegentor, was dazu führte, dass wir phasenweise verunsichert waren und nichts mehr auf die Reihe bekommen haben.

Über unsere Vorrundenfehler haben wir in der Winterpause viel geredet und daraus auch die ein oder andere Lehre gezogen. Trotz bescheidener Platzverhältnisse haben wir in der Rückrundenvorbereitung sehr gut gearbeitet und viele Spieler fanden sich – im Vergleich zur Vorrunde – in ihren zugeteilten Rollen immer besser zurecht. Wir traten in der Rückrunde noch mehr als Einheit auf, waren in den Spielen geduldiger und vor allem legten alle eine enorme Leistungssteigerung an den Tag. Das Resultat in der Rückrunde waren letztlich 25 Punkte und 48 geschossene Tore. Für die Ergebnisse haben die Jungs viel investiert!

Trotz der super Serie hat man gesehen, dass wir gegen die Topteams aus Wolfegg und Baindt nicht mithalten konnten. Wir haben uns in den Partien zwar phasenweise sehr gut verkauft, letztlich hat man aber dann gesehen, dass diese Mannschaften zum Teil mehr Erfahrung, Cleverness und ein Stückchen mehr Qualität hatten als wir. Beide haben sich zu Recht bis zum letzten Spieltag um die Meisterschaft duelliert. Glückwunsch an dieser Stelle nochmal an Johannes Vees und den SV Baindt, die am Ende die Nase vorne hatten.

Unterm Strich war in der vergangenen Saison sicherlich nicht alles Gold was glänzte. Ich bin jedoch der Meinung, dass wir ein zufriedenes Fazit ziehen können. Die Mannschaft hat in der Rückrunde die Frage der Entwicklung zum Teil selber beantwortet. Klar sind wir „nur“ Achter geworden, aber wir haben uns an der Punktausbeute und an den erzielten Toren im Vergleich zur Vorsaison arg verbessert. Was das Steigerungspotential für die neue Saison angeht, da haben wir in allen Bereichen noch viel Luft nach oben. Daran werden und müssen wir gezielt arbeiten.

Sportplatzkurier: Mit Michael Krüger und Stefan Grünke haben zwei Leistungsträger die Karriere beendet. Wie können diese zwei Akteure ersetzt werden, ist der relativ junge Kader dazu in der Lage?

Sürgand: Wir haben es lange versucht, beide noch für ein Jahr zu überreden… vergeblich. Es sei den beiden aber vergönnt, schließlich sind sie jetzt in dem Alter, wo man Ihnen unterm Kicken die Schuhe ausziehen kann.
Spaß bei Seite, Michaels Zugang vor 1,5 Jahren zum SV Reute, war ein absoluter Volltreffer für den Verein. Wir alle haben von seiner Erfahrung profitiert. Er ging als Spielführer beispielhaft voran und er hat eine überragende Mentalität. Mit seinem Temperament im Training aber auch im Spiel konnte er seine Spieler immer erreichen und mitreißen. Seine legendären Wutanfälle und seine „Stabis“ werden uns alle in Erinnerung bleiben.

Vor Stefan ziehe ich persönlich den Hut. Nicht nur, dass er immer die Kickschuhe für seinen SV Reute schnürte, sondern speziell für seinen Eifer in seiner letzten Saison, dessen Ende er ja schon frühzeitig angekündigt hat.
Als er sich letzten Sommer im ersten Vorbereitungsspiel verletzt hat, dache ich nicht, dass er nochmal zurückkommt. Stefan hat sich aber dann zurückgekämpft, ging im Training beispielhaft voran und war sich nie zu schade über die Zweite wieder den Anschluss an die Erste zu schaffen. Letztlich sprangen immerhin 19 Einsätze bei der Ersten heraus. Seine letzte Saison, sowie sein Abgang hatte Stil!

Beide reißen natürlich Löcher aber keine Krater. Ich bin sicher wir werden diese Lücken füllen können. Mit Martin Bosch haben wir einen Rückkehrer an den Durlesbach, der neben seinem tadellosen Charakter noch zusätzlich Erfahrung aus der Bezirksliga mitbringt. Er ist in zentraler Position flexibel einsatzbar. Von den A-Junioren stoßen 4-5 Jungs dazu. Diese wollen wir nun behutsam in unsere Mannschaften eingliedern. Des Weiteren besuchen uns in letzter Zeit immer wieder Flüchtlinge aus dem Kamerun und aus Togo. Auch diese wollen wir näher an unser Vereinsleben führen und haben bereits den einen oder anderen Spielerpass beantragt. Letztlich dürfen wir nicht vergessen, dass wir in der Rückrunde teilweise über zehn langzeitverletzte Spieler in beiden Kadern hatten, die nun fast alle wieder fit sind.

Ferner haben wir auch Spieler in der Zweiten, für die es jetzt an der Zeit wäre, den nächsten Schritt zu machen. Hier gibt es eine Hand voll, die auf jeden Fall das Potential dazu hätten Druck auszuüben.

Wir haben zwar einen jungen Kader, aber viele Spieler sind im vergangenen Jahr offener geworden und haben gelernt Verantwortung zu übernehmen. Es sind ein paar auf besten Weg endlich zu Führungsspieler zu reifen. Das war in der Vorrunde sicher auch ein mitentscheidender Faktor.

Sportplatzkurier: Wie wurde von Euch die Sommerpause überbrückt?

Sürgand: Wie sie letztendlich von jedem genutzt wurde, kann ich nicht sagen. Sie sollen diese Phase ja auch nutzen, um abzuschalten. Ich weiß, dass einige auf Reisen waren/sind, auch ich und Heiko sind unmittelbar nach dem letzten Spiel mit unseren Familien in den Urlaub. Zwischenzeitlich waren auf jeden Fall einige Aktivitäten. Der Saisonabschluss, unser Jugendturnier, Ausstands- und Grillfest… was ich mitbekommen habe, ist der nächste Mannschaftsabend ebenfalls in Planung. Es wurde auf jeden Fall reichlich gemeinsam unternommen. Die Stimmung ist top und viele freuen sich auf den Start wie der Hund aufs Schlachtfest!

Sportplatzkurier: Am 12. Juli beginnst Du mit Co-Trainer Hardi Kreutzberg die Vorbereitung. Was erwartet die Aktiven in der Vorbereitung, welche Schwerpunkte setzt Du in den schweißtreibenden Wochen?

Sürgand: Zunächst bin ich froh, dass wir mit Hardi eine klasse Lösung gefunden haben. Wir beide kennen uns schon lange und ticken ziemlich ähnlich. Dazu war es mir wichtig, dass ich eine Person neben mir habe, der ich absolut vertrauen und mit dem ich offene aber auch kritische Gespräche führen kann.

Ich hätte gerne auch mit Heiko Leippert als Co-Trainer weitergemacht. Da wir aber zur Rückrunde im Tor ein personelles Problem hatten, schnürte Heiko glücklicherweise nochmal seine Kickschuhe. Er erfüllte die Rolle überragend und gab uns von hinten raus die nötige Sicherheit. Nun fand er soviel Spaß, dass er sich bereit erklärte, nochmal ein Jahr zu verlängern.

Das Training der zweiten Mannschaft blieb dadurch in der Rückrunde teilweise auf der Strecke, sodass wir fast alle Einheiten zusammen durchgeführt haben. Das macht auf Dauer natürlich keinen Sinn. Jetzt haben wir mit Hardi wieder eine führende Hand, davon profitieren gewiss beide Kader!

Natürlich erwartet die Mannschaft in der Vorbereitung viel Schweiß und sicher auch den ein oder anderen Muskelkater… Neben den Grundlagen möchten wir gezielt auf der Systemebene etwas machen, hier müssen wir noch viel flexibler werden. Dazu haben wir alle noch sehr viel Arbeit was unseren taktischen Bereich angeht.

Sportplatzkurier: Welche Ziele hast Du für die neue Saison?

Sürgand: Den Elan und das Selbstvertrauen aus der Rückrunde möchten wir natürlich in die neue Spielzeit mitnehmen um von vorne weg den Abstand nach unten zu wahren. Die Mannschaft hat in der Rückrunde gezeigt was in ihr steckt und zu was sie fähig ist, wenn sie als Einheit auftritt. Als Saisonziel tun wir gut daran, wenn wir den Platz der letzten Saison anvisieren, dabei stets ein wachsames Auge nach unten haben. In jüngster Vergangenheit gab es immer wieder mal kleinere Störfeuer – auch von außen! Wir haben in Gesprächen darüber diskutiert, dass wir uns dadurch nicht aus der Ruhe und vor allem nicht von unserem Weg abbringen lassen. Zunächst ist aber unser temporäres Ziel, die neuen Spieler ganz schnell im aktiven Bereich zu integrieren und die älteren A-Junioren – die teils die Vorbereitung mitmachen werden – etwas Stallgeruch schnuppern zu lassen.

Leider war rückblickend meistens in der zweiten Pokalrunde für uns das Aus. Hier würden wir gerne mal weiterkommen, jedoch haben wir in der ersten Runde mit dem Bezirksligisten SV Haisterkirch eine ganz ganz harte Nuss zu knacken. Ich persönlich freue mich aber auf das Spiel. Mein alter Verein, dazu viele bekannte Gesichter, Derbystimmung.

Sportplatzkurier: Nach vier direkten Absteigern in der abgelaufenen Runde und nun von oben drei Absteigern aus der Bezirksliga sprechen viele Experten von einer extrem starken und ausgeglichenen Kreisliga A in der Saison 2017/2018. Siehst Du das auch so, wer sind für Dich die Titelkandidaten?

Sürgand: Es werden wieder Vereine dabei sein, die in externe Spieler investieren um oben mitspielen zu können. Wir beim SV Reute möchten weiterhin unsere Vereinsphilosophie verfolgen und in unsere Jugendarbeit investieren. Hier gehen wir zwar einen steinigen aber beispielhaften Weg. Unsere B-Junioren sind in die Bezirksstaffel aufgestiegen, unsere C- und A-Junioren haben die Leistungsstaffel gehalten (jeweils in Spielgemeinschaft mit dem FV Bad Waldsee). Das ist sensationell und davon werden wir sicherlich nachhaltig profitieren. Wir bringen jedes Jahr an die fünf Spieler aus unseren Juniorenmannschaften heraus, dass ist für den Verein so wertvoll wie ein fünfter Platz.

Die Kreisliga A war letztes Jahr schon qualitativ extrem stark, heuer ist sie auf jeden Fall nicht schwächer. Ich denke auch, dass es dieses Jahr keine Dreiklassen-Gesellschaft gibt. Letztes Jahr waren es 2 Mannschaften dies es am Ende unter sich ausgemacht haben, dahinter kam ein breites Niemandsland, dann eine Hand voll, die den Abstieg ausmachten. Meiner Meinung nach sind es dieses Jahr 4-5 Mannschaften die sich um den Aufstieg streiten, danach kommt Ausgeglichenheit bis zum letzten Platz. Neben den Absteigern, die natürlich bestrebt sind schnell wieder aufzusteigen, sehe ich dieses Jahr die TSG Bad Wurzach und den SV Vogt oben mit dabei.

Sportplatzkurier: Danke für das wieder sehr interessante und ausführliche Interview: Möchtest Du noch einen abschließenden Satz loswerden ?

Sürgand: Ja, da habe ich noch ein kleines Anliegen! Ich hoffe, dass wir in der neuen Saison wieder auf unsere zahlreichen Zuschauer und Fans bauen können, ihnen dabei viele spannende und hoffentlich auch erfolgreiche Spiele bieten dürfen. DANKE!

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