Nachgefragt – Interview mit SVR-Trainer Jens Rädel

Die Sommervorbereitung der Reutener Herren ist in vollem Gange, nach der langen “Corona”-Pause bringen SVR-Trainer Jens Rädel und sein Team ihre Schützlinge derzeit bis zum Punktspielstart Ende August in Form. Rädel tritt beim SV Reute seine dritte Spielzeit an, wir haben dem Chefcoach des SV Reute vor den ersten Testspielen einige Fragen gestellt.

svr-online: Du gehst mittlerweile in Deine dritte Saison beim SV Reute. Wie fällt rückblickend Dein Fazit über die vergangenen zwei Spielzeiten bei einem A-Ligisten aus, nachdem Du zuvor ja mehrere Spielzeiten in der Landes- und Bezirksliga aktiv warst ?
Jens Rädel: In meiner ersten Saison 2018/2019 haben wir mit dem 4. Platz eine sehr gute Platzierung erreicht, die wir ein Jahr später gerne bestätigt hätten. Aus verschiedenen Gründen (schwieriges Auftaktprogramm, Verletzungen etc.) haben wir uns leider schnell in eine schlechte Ausgangsposition gespielt – da haben wir dann irgendwie den Anschluss verloren. Zum Abbruch der Saison waren wir auf dem 8. Platz – und ganz ehrlich: mehr als eine Platzierung zwischen 5 und 8 wäre wohl auch nicht mehr möglich gewesen. Ich habe schon ein paar Spieler im Kader, die leistungsmäßig auch in meinen vorherigen Teams – also auch höherklassig – gespielt hätten. Einzig die Disziplin und der Wille machen für mich gerade den Unterschied zu meinen vorherigen Engagements. Ich wünsche mir sehr, dass wir dieses Jahr auch sportlich eine Einheit bilden und das Potenzial dieser Mannschaft voll abrufen können.

svr-online: Durch die Corona-Pandemie gab es einen bisher einmaligen Saisonabbruch und der Lockdown hat dem öffentlichen Leben einen noch nie dagewesenen Stillstand verordnet. Was hast Du persönlich in der unverhofften Zwangspause mit der vielen Freizeit gemacht, hast Du neben dem Fußball neue Hobbies entdeckt ?
Jens Rädel: Tatsächlich habe ich – wie viele andere auch – das Fahrradfahren für mich entdeckt. Zudem versuchte ich mich als Handwerker im Garten – was mit zwei linken Händen echt nicht einfach ist. Insgesamt spürte ich aber keinen Zeitdruck, egal was ich gemacht habe. Was am Anfang noch langweilig wirkte, wurde später zum Genuss: nach über 20 Jahren Trainertätigkeit hatte ich einfach mal Zeit für mich. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich durfte erfahren, wie wichtig es ist, bei all den Terminen in Sport und Job sich selbst nicht zu vergessen.

svr-online: Die vergangene Punkterunde wurde mit dem Stand zum Abbruchszeitpunkt beendet und gewertet, Aufstieg und Meisterschaft wurden durch die Quotientenregel entschieden. Was hältst Du von dieser Entscheidung, hättest Du andere Lösungsansätze bevorzugt ?
Jens Rädel: Insgesamt gefiel mir die Bayern-Lösung ganz gut (Saison 2020/2021 fällt aus und 2019/2020 geht bis 30.06.21). So hätte man Zeit genug, die Saison zu beenden – auch wenn evtl. eine neue Corona-Welle kommen sollte. In unserer sportlichen Situation ist es natürlich gut, wieder bei null zu starten, denn jetzt geht es wieder um etwas und die Motivation ist gleich viel höher.

svr-online: Wie sah die Kommunikation bei den Reutener Aktiven während des “Corona-Lockdown” aus, gab es Kontakt zur Mannschaft oder gar virtuelle Trainingseinheiten ?
Jens Rädel: Ehrlich gesagt war ich einer der wenigen, der die Corona-Zwangspause auch als Pause für sich und das Team genutzt hat. Wir hatten wenig Termine und nur vereinzelt eine virtuelle Einheit. Da wir alle keinen Plan hatten, wann es weitergehen könnte, wollte ich nicht durch zwanghaftes Suchen nach Möglichkeiten und Ideen versuchen, etwas aufrecht zu erhalten. Ich mache Dinge lieber richtig als halblebig. Deshalb sollte jeder die Zeit nutzen und lernen, mit der für uns alle fremden Situation umzugehen.

svr-online: Seit dem 7.Juli läuft der Trainingsbetrieb wieder, die Vorbereitung auf die Saison 2020/2021 hat begonnen. Wie kommt Ihr mit den ungewohnten Einschränkungen (Hygienekonzept, Trainingsgruppen) bislang zurecht ?
Jens Rädel: Ehrlich gesagt merkt man in der Trainingsarbeit davon gar nicht so viel. Unsere Vorstandschaft und insbesondere unser Hygienebeauftragter, Julian Madlener, haben hier klare Regeln aufgestellt und im Vorfeld sehr gut informiert. Wir können uns daher voll auf den Trainingsbetrieb konzentrieren.

svr-online: Welche Erwartungen hast Du in die kommende Spielzeit, wie siehst Du den Kader des SV Reute aufgestellt, welche Rolle traust Du Deinem Team zu ?
Jens Rädel: Also ich muss sagen: Aktuell bin ich positiv beeindruckt von meinem Team! Der Kader ist qualitativ und in der Breite gut aufgestellt und alle ziehen sehr gut mit. Wenn wir die Stellschrauben finden, die den Unterschied bei uns ausmachen, dann glaube ich schon, dass wir für die ein oder andere Überraschung sorgen können. Von der Qualität her muss man mit uns rechnen – Leidenschaft, Begeisterung, Wille und Disziplin werden darüber entscheiden, wo wir am Ende der Runde stehen.

svr-online: Liegt Dir sonst noch was auf dem Herzen, das Du schon immer gerne mal loswerden wolltest 🙂 ?
Jens Rädel: Vielleicht kann ich an dieser Stelle mal eine Lanze für die junge Generation brechen. Ich erwische mich selbst oft dabei, wie ich hinnehme, dass “die Jungen heute halt so sind”. Es ist aber nicht die junge Generation per se, die uns Trainern im Amateurbereich die Arbeit mühsig macht. Den Jungen fehlt es an Vorbildern. Denn es ist eher der Verlust der Siegertypen. Und dabei ist es ganz egal, welche Altersklasse ich anspreche. Es fehlt daran, um seinen Erfolg zu kämpfen, niemals aufzugeben, hartnäckig zu bleiben oder auch einfach für eine Sache zu brennen. Wege sind oft steinig und nach dem Fallen muss man wieder aufstehen – leider lernen das die Wenigsten heute noch in Ihrer Jugendzeit. Dabei werden gerade hieraus Siegertypen geformt. Sie zeigen den nötigen Mut, trauen sich etwas zu und wissen, dass vor dem Erfolg der Schweiß steht!

Zur Person: Jens Rädel ist seit der Saison 2018/2019 Trainer beim SV Reute. Davor war der erfahrene Übungsleiter beim Bezirksligisten FV Spfr. Altshausen aktiv. Weitere Trainerstationen waren die SG Baienfurt, FV Ravensburg II sowie der TSV Eschach. In Eschach feierte der Inhaber der B-Lizenz denn auch die bisher größten Erfolge seiner Trainerlaufbahn, Meisterschaft und Aufstieg in die Bezirksliga im Jahre 2010 sowie der Landesligaaufstieg 2016. Mindestens auf die gleiche Stufe gestellt werden kann der sensationelle fünfte Tabellenrang im ersten Landesligajahr mit Eschach, das bestätigte noch einmal eindrucksvoll den Vorjahreserfolg.

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